Prüfverfahren

Ein Kernziel des Projektes iDESkmu ist die Entwicklung von einsatzbereiten Prüfmodulen für einzelne Prozesse (z. B. Eingabe und Archivierung) der ausgewählten Dokumentenmanagementsysteme (DMS), um deren Barrierefreiheit effizienter testen zu können. So können vergleichbare und gesicherte Ergebnisse gemessen werden. Das Prüfverfahren stützt sich auf die schon vorhandenen Kriterien und Standards für IT-Barrierefreiheit und wird an die Anforderungen der jeweiligen DMS-Prozesse angepasst und weiterentwickelt. Einen Überblick über den heutigen Stand der Prüfverfahren geben die folgenden Absätze. Für eine vertiefte Einführung in die bestehenden Testverfahren befinden sich am Ende weiterführende Links. 

Internet für alle

Das Engagement für Barrierefreiheit in der Informationstechnologie ist eng mit der Entstehung des Internets verbunden.

The power of the web is in its universality. Access by everyone regardless of disability is an essential aspect.

 Tim Berners-Lee

So hat es Tim Berners-Lee, der Erfinder der HTML und Begründer des World Wide Web, schon 1997 formuliert. Wie fundamental das Recht auf Zugang zu allen Informationstechnologien ist, wurde spätestens mit der Bedeutung des Internets für alle Belange des Lebens offenbar und von seinem Begründer von Anfang an gefordert und gefördert. Ein Kernziel war und ist, das World Wide Web (WWW) für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, unabhängig von Hard- und Software, Netzwerk-Infrastruktur, Sprache, Kultur, mentalen und körperlichen Beeinträchtigungen sowie dem geografischen Standort. Berners-Lee erkannte früh die einschneidenden Veränderungen, die sich durch das WWW zwangsläufig ergaben und die eine weitreichende Barrierefreiheit zwingend notwendig machte. 1994 gründete er das Word Wide Web Consortium – W3C, das internationale Standards für das Web entwickelt, um dessen Potenzial voll und langfristig angelegt auszuschöpfen. Drei Jahre später folgte die W3C Web Accessibility Initative - WAI, die bis heute Standards und Werkzeuge entwickelt, um Barrierefreiheit zu verstehen und zu implementieren. Mit diesen können barrierefreie und benutzerfreundliche Websites, Applications und andere digitale Angebote erstellt werden.

Globaler Standard für barrierefreie Webinhalte - WCAG

Der Standard für Barrierefreiheit von Webinhalten, den das W3C 1999 eingeführt hat und der seitdem global angewendet wird, läuft unter dem Namen Web Content Accessibility Guidelines - WCAG. Die Richtlinie wird kontinuierlich weiterentwickelt und erfuhr 2018 mit den WCAG 2.1 ihre letzte Aktualisierung. Diese führt 78 Erfolgskriterien für Barrierefreiheit auf. Neu aufgenommen wurden unter anderem Kriterien für die mobile Nutzung sowie weitere Kriterien für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen und kognitiven Einschränkungen, die über die bisherigen hinausgehen. Auf der Basis aller aufgeführter Erfolgskriterien erfolgt eine Konformitätsprüfung von den zu testenden Webinhalten. Jedes der Erfolgskriterien ist einer Konformitätsstufe zugewiesen, die Auskunft über den Grad der Barrierefreiheit gibt: A (niedrigste Stufe), AA (mittlere Stufe und AAA (höchste Stufe).

Die WCAG in ihrer aktuellen Fassung sind die Grundlage für die europäische Norm EN 301 549 und somit auch für die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) sowie dem daraus entwickelten BITV-Test.

Der BITV-Test

Der BITV-Test prüft die Barrierefreiheit von Internetauftritten auf der Basis der Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung – BITV. Die aktuelle Fassung der BITV 2.0 ist im Mai 2019 in Kraft getreten. Das Prüfverfahren wurde bereits Anfang 2019 angepasst. Die Rechtsgrundlage für den BITV-Test sind die im Behindertengleichstellungsgesetz formulierten Anforderungen, die in der aktuellen Fassung durch Vorgaben aus der EU-Richtlinie 2016/2102 ergänzt wurden. Die Kriterien der Barrierefreiheit beziehen sich auf die Standards der WCAG. Der aktuelle BITV-Test orientiert sich enger an den WCAG und schreibt für einige Bereiche wie zentrale Navigations- und Einstiegsformulare das Konformitätslevel AAA, also die höchste Stufe der Barrierefreiheit, vor.

Unseren Experten stehen noch weitere Kriterien zur Verfügung wie die aus der Norm EN 9241 Ergonomie der Mensch-System-Interaktion - Teil 171: Leitlinien für die Zugänglichkeit von Software, Deutsche Fassung EN ISO 9241-171:2008 oder die IBM Software Accessibility Checklist, die zurzeit in der Version 7.1 vorliegt. Der BIT inklusiv (BITi)-Test, der in einem vorangegangenen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördertem Projekt entwickelt wurde, ermöglicht die Testung von Anwendungssoftware, die unter MS Windows läuft. 

WCAG 2.0 auf Deutsch, abgerufen 02-2020 

WCAG 2.1, abgerufen 02-2020

BIT inklusiv-Prüfverfahren, abgerufen 02-2020

BITV-Test, abgerufen 02-2020

IBM Accessibility Checklist, abgerufen 02-2020

Testen von digitaler Barrierefreiheit, abgerufen 02-2020