Ausgangslage auf dem Arbeitsmarkt

Das Projekt iDESkmu (inklusive Dokumentenmanagementsysteme und Enterprise Content Managementsysteme in kleinen und mittleren Unternehmen) will neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Sinnesbehinderungen und unterschiedlicher Qualifikation schaffen. Der Fokus liegt auf Arbeitsplätzen in mittelständischen Unternehmen, Verwaltungen und Verbänden, an denen Dokumentenmanagementsysteme eingesetzt werden. Mit einem Dokumentenmanagementsystem (DMS) organisieren, verwalten und erschließen Unternehmen ihre elektronischen Dokumente. Ein DMS strukturiert die Informationen und Dokumente einer Organisation in elektronischen Akten, ordnet sie nach einheitlichen Kriterien und stellt sicher, dass die Mitarbeiter*innen die gesuchten Informationen schnell finden.

Das Recht für Menschen mit Behinderungen auf selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen wurde in den letzten Jahrzehnten gestärkt. Deren Umsetzung in Gesetzen, Normen und Verordnungen spiegelt sich unter anderem in den konkret formulierten und umfassenden Anforderungen für barrierefreie IT-Lösungen wider- eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe an einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt. Das Projekt iDESkmu stellt mittelständischen Unternehmen, Verwaltungen und Softwareherstellern einsatzbereite Hilfsmittel zur Sensibilisierung und Befähigung auf dem Gebiet der barrierefreien IT zur Verfügung. Die Tools, Seminare und Beratungsangebote verstehen sich als ein Fundament, auf dem weitere interne IT-Projekte aufbauen können.

Trotz Fachkräftemangels bleibt großes Potenzial ungenutzt

Ende 2017 lebten 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderungen in Deutschland – das sind 9,4 % der gesamten Bevölkerung. Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, ging in einer Rede im Juni 2018 von 145 000 blinden und 500 000 sehbehinderten Menschen in Deutschland aus.

Die Erwerbsbeteiligung von schwerbehinderten Menschen ist deutlich niedriger als in der Bevölkerung insgesamt: 2018 lag die Arbeitslosenquote bei ihnen bei 11,2 %, die allgemeine Quote dagegen nur bei 5,7 %. Wird ein schwerbehinderter Mensch arbeitslos, dauert es durchschnittlich 100 Tage länger als bei nicht-schwerbehinderten Arbeitslosen, bis er wieder in Anstellung kommt. Gut die Hälfte der Arbeitslosen mit Schwerbehinderung suchen qualifizierte Facharbeit, 10 000 suchen im Bereich Büro oder Sekretariat. Die Zahlen verdeutlichen: Ein großes Potenzial bleibt trotz Fachkräftemangels ungenutzt.

Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen ist trotz der insgesamt guten Arbeitsmarktlage immer noch bedeutend höher als allgemein. Und das, obwohl schwerbehinderte Arbeitssuchende überdurchschnittlich gut qualifiziert sind, wir nahezu Vollbeschäftigung haben und die Wirtschaft händeringend nach Fachkräften sucht.

 Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales April 2019

Die Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen liegt bei 4,6 %, bei privaten Arbeitgebern sogar nur bei 4,1 %. Je kleiner das Unternehmen, desto geringer ist der Anteil der Beschäftigten mit Schwerbehinderung. Im traditionellen Mittelstand mit 60 bis 250 Arbeitsplätzen liegt die Quote bei 3,7 %, in Großunternehmen bei bis zu 6,4 %. Je kleiner das Unternehmen, desto schlechter ist die Informationslage über staatliche Fördermöglichkeiten und Unterstützungen. Das Projekt iDESkmu zeigt daher insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen konkrete Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen auf und setzt dafür in dem durch die Digitalisierung zunehmend wichtigen Bereich des Dokumentenmanagements an. Gleichzeitig nimmt iDESkmu Anforderungen an die zukünftige Arbeitsgestaltung der Initiative Arbeiten 4.0 auf.

Arbeiten 4.0: vernetzter, digitaler und flexibler

In den letzten Jahren sehen sich die KMU Herausforderungen wie der digitalen Transformation und dem demografischen Wandel gegenüber, für die sie Lösungen suchen. Diese und weitere Herausforderungen wie der Wertewandel und die Pluralisierung der Ansprüche an die Arbeitsgestaltung greift die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales angestoßene Initiative Arbeiten 4.0 auf.

Im Mittelpunkt steht die Digitalisierung als eine treibende Kraft für die Entwicklungen in Arbeit, Gesellschaft und Wirtschaft. Sie ermöglicht unter anderem eine selbstbestimmtere Arbeitsgestaltung durch zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) unterstreicht weiterhin die Chancen für partizipative Konzepte innerhalb von Organisationen, um den Herausforderungen zu begegnen und für eine individuelle Beteiligung sowie Einbeziehung aller Kompetenzen zu sorgen. Dafür sollen Experimentierräume in den Organisationen im Spannungsfeld Mensch – neue Technologien – neue Organisations- und Beteiligungskonzepte geschaffen werden.

Das Projekt iDESkmu führt Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen Funktionen, Fähigkeiten und verschiedener Hierarchieebenen zusammen, um Lösungen für eine konkrete Aufgabe - einem barrierefreien DMS-Arbeitsplatz - zu finden und neue Kompetenzen innerhalb einer Organisation zu verankern.

KMU als Wirtschaftsmotor

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bieten hohes Beschäftigungspotenzial und senden neue wirtschaftliche Impulse. 58% der Nettowertschöpfung in Deutschland entfällt auf KMU, sie stellen rund 60 % aller sozialpflichtig Beschäftigten sowie mehr als 80 % der Ausbildungsplätze und investieren konstant in Forschung und Entwicklung. Noch nie hatten so viele Menschen ihren Arbeitsplatz im Mittelstand wie heute. Die Ausbildungstätigkeit verlagert sich immer stärker in den Mittelstand.

Die Investitionen in KMU sind schon seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Von kleinen und mittleren Unternehmen gehen wichtige Impulse für eine permanente Erneuerung, Veränderungsbereitschaft und Modernisierung der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Arbeit aus. Impulse, die auch ein Neudenken des Themas Mitbestimmung und damit auch Inklusion im eigentlichen Sinn prägen.

Investition in Digitalisierung: Dokumentenmanagementsysteme

38 % der KMU planen aktuell eine Investitionsausweitung in ihre Digitalisierungsaktivitäten. Rund 30 % aller mittelständischen Unternehmen wollen laut einer Bitkom-Studie in naher Zukunft in eine integrierte Enterprise Content Management (ECM)-Software investieren. ECM und DMS sind wichtige Werkzeuge, um eine durchgängige Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu erreichen. Sie schaffen die Grundlage für orts- und zeitunabhängiges Arbeiten (ein Grundpfeiler von Arbeiten 4.0).  KMU sehen insbesondere folgenden Nutzen:

  • Schnellen, orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf Informationen
  • Langfristige Senkung von Kosten und Aufwand
  • Definierte Workflows und Freigabeprozesse
  • Sicherheit vor Daten- und Informationsverlust
  • Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien

Aktion Mensch Inklusionsbarometer Arbeit 2019, abgerufen 02-2020 

Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. REHADAT: Ich sehe das einfach anders. Wie sich berufliche Teilhabe von Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit gestalten lässt, abgerufen 02-2020

Blickpunkt Arbeitsmarkt - Situation schwerbehinderter Menschen, abgerufen 02-2020

Wirtschaftsmotor Mittelstand 2018: Zahlen und Fakten zu den deutschen KMU. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2019, abgerufen 02-2020

KfW-Mittelstandspanel 2019. Jährliche Analyse zur Struktur und Entwicklung des Mittelstands in Deutschland KfW Research, abgerufen 02-2020

Digital Office im Mittelstand 2019: Studie zu Status quo und Perspektiven von Enterprise Content Management (ECM). Bitkom e. V., abgerufen 02-2020

Start der Initiative ‚Einstellung zählt – Arbeitgeber gewinnen‘ Pressemitteilung, abgerufen 02-2020